Die Auswirkungen des boomenden Onlinehandels und die damit verbundenen Paketlieferungen belasten die Städte. Die USA zeigen: Vollautonome Elektrolieferwagen können Abhilfe schaffen.
Der Entwickler des autonomen Elektrofahrzeugs namens Newton ist die Firma Udelv. Zu den Kunden des 2016 im Silicon Valley gegründeten Start-ups gehören die Einzelhandelskette Wal-Mart und ein Autozubehör-Lieferant. Udelv-Lieferwagen sind in San Francisco, als auch in Arizona und Texas unterwegs – derzeit noch überall mit Sicherheitsfahrer. Udelv trainiert die Systeme weiter, so dass die Newtons künftig auch ohne Begleitung unterwegs sein können.
Autonome Belieferung wird Realität

Es ist also kein Wunder, dass immer mehr Silicon-Valley-Start-ups wie Udelv, Boxbot oder Nuro an Lösungen basteln. Auch Amazon will mitmischen und hat in den vergangenen Jahren Milliarden in bessere Lösungen für das Problem der letzten Meile investiert – ein steigender Anteil daran fließt in die Entwicklung autonomer Technologien wie Lieferwagen
Fahrer sind ein teures Asset
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der Lieferkosten in den USA entfallen auf den Fahrer
Städte müssen sich vorbereiten
Die Städte wiederum werden sich auf die unterschiedlichsten autonomen Lieferfahrzeuge – inklusive selbstfahrende Minicontainer auf Gehsteigen und treppensteigende Kühlboxen – einrichten müssen. Die verstopften Straßen könnten so entlastet, aber die Infrastruktur müsste angepasst werden. Herstellern schweben etwa spezielle Docking-Stationen vor großen Mietshäusern und Bürogebäuden vor. Für viele Stadtplaner und ‑verwaltungen dürfte die Entwicklung problematisch werden, gibt Allan Rutter in einem Interview zu bedenken. „Viele dieser Entwicklungen werden von Technologiefirmen getrieben, die meist nach dem‚ Technologie ungefragt einführen, später um Verzeihung bitten‘-Verfahren“ handeln, sagt der Leiter der Freight and Investment Analysis Interdisciplinary Research Group am Texas A&M Transportation Institute.
Trotz dieser Komplikationen experimentieren weitere Branchen mit fahrerlosen Lieferfahrzeugen. Nuro, ein 2016 von zwei ehemaligen Google-Mitarbeitern gegründeter Fahrzeugentwickler, liefert bald nicht mehr nur Lebensmittel für die größte US-Lebensmittel-Supermarkt-Kette Kroger in Arizona und Texas aus. Seit Anfang 2020 fungieren Nuros Wagen als Pizzakuriere für den weltgrößten Pizza-Hauslieferdienst Domino’s – vorläufig aber nur in Houston.
Im Februar 2019 investierte der Technologiekonzern Softbank knapp 1 Mrd. USD in Nuro, die bisher größte Finanzspritze in dem Bereich. Die Kalifornier wollen das Geld unter anderem in die Expansion in andere Regionen nutzen. Wann das sein wird, ist noch unklar.
Auch Udelv kann nicht sagen, wann seine orangenen Lieferwagen fahrerlos durch Gegenden außerhalb der USA rollen werden. „Aber es wird bald sein“, prognostiziert Lubarsky. „Und Deutschland dürfte einer unserer ersten internationalen Märkte sein.“