Gemeinsam mit Tropos Motors Europe und der Hochschule Bochum will die Stadt Herne ihre Last-Mile-Logistik mit E‑Fahrzeugen und Mikrohubs organisieren

„Wir wollen Datensilos aufbrechen und neue Potenziale bei der effizienten Zustellung auf der letzten Meile freisetzen“, erklärt Pierre Golz, Leiter der Stabsstelle für Digitalisierung bei der Stadt Herne. Gemeinsam mit dem E‑Nutzfahrzeughersteller Tropos Motors Europe und der Hochschule Bochum soll ein Gesamtkonzept erarbeitet werden. Herauskommen könnte eine „Blaupause“ für die Last-Mile-Logistik mit Mikrohubs, die von mehreren verschiedenen Kep-Dienstleistern gemeinschaftlich genutzt oder sogar betrieben werden.
Das Konzept sieht ein „Main-Hub“ beim Autobahnkreuz Herne (A 42/A 43) vor. Wegen seiner zentralen Lage zwischen Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen ließe sich sogar die Distribution über die Stadtgrenzen hinaus in der 5‑Mio.-Einwohner-Metropole Ruhr organisieren. Im Westen und Osten von Herne sind zwei „Sub-Hubs“ angedacht. Dort kann sich Golz auf der letzten Meile Lastenfahrräder vorstellen, aber es sei „Aufgabe von Tropos, die Vehikel zu konzipieren“. Bei dem Gemeinschaftsprojekt komme der Auswahl des Fahrzeugs und der Konzipierung der Hubs eine entscheidende Rolle zu. Von März an wird Tropos Motors Europe den Tropos Able an der neuen Betriebsstätte in Herne produzieren. Erste Prototypen hatten beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin ihren Auftritt. „Man traut so einem kleinen Fahrzeug wenig Qualität zu“, beobachtete dort Gordon Krug, Leiter Marketing bei Mosolf. Denn das kompakte Nutzfahrzeug der Kategorie L7E-CU (Electric Compact Utility Vehicles) ist kleiner als die im Kep-Bereich übliche Kategorie N1 der leichten Nutzfahrzeuge wie Streetscooter oder VW Caddy.
Prof. Friedbert Pautzke, Leiter des Instituts für Elektromobilität der Hochschule Bochum, hat mit seinem Team und Opel schon ein E‑Lieferfahrzeug entwickelt; jetzt findet er einen Kofferaufbau mit eigener Batterie spannend. Vorteile: „Man kann beim Packen und Lagern den Kofferaufbau getrennt vom Fahrzeug elektrisch laden. Das Fahrzeug wird dann aus dem Kofferaufbau mit elektrischer Energie versorgt“, erklärt der Professor. Darüber hinaus ließe sich der Aufbau getrennt kühlen, belüften oder heizen.
Für Tropos Motors Europe könnten die Aufbauten erfolgsentscheidend sein. Denn auch in ein kompaktes Fahrzeug müssen möglichst viele Pakete und Päckchen reinpassen, um nicht ständig nachladen zu müssen. „Ein deutscher Hersteller von Standard-Kofferaufbauten wird noch im ersten Quartal dieses Jahres weitere Entwürfe für unsere Fahrzeuge vorstellen“, berichtet Krug. Dabei geht Hancke von einem Ladevolumen von circa 3,5 m³ und einer Version mit 7 m³ aus. Ein Kühlaufbau sei ebenfalls geplant.
Pautzke will nicht nur testen, was technisch machbar ist, sondern auch, „was Logistiker mitmachen“. Braucht es an einem Hub für die Last-Mile-Logistik von „ganz vielen Firmen“ das eigene Firmenlogo auf dem Lieferfahrzeug und der Fahreruniform? Nein, meint er: „Ein Logistikdienstleister wie Mosolf könnte zum Beispiel in einem Leasingkonzept die Fahrzeuge für verschiedene Kep-Unternehmen zur Verfügung stellen. Und Mosolf-Fahrer würden unterschiedliche Kofferaufbauten mit Logos des jeweiligen Kep-Unternehmens auf der letzten Meile verwenden.“
Golz bei der Stadt Herne hofft indes, dass 2021 Fördergelder für das Mikrohub-Konzept bewilligt werden, damit es losgehen kann.