
Drohende Fahrverbote, Flächenknappheit, Paketboom – wer all das meistern will, muss oft auf engstem Raum arbeiten können.
Klein, grün, lokal
Mikrodepots gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Citylogistik. Von dort aus kann die Auslieferung mit Lastenrädern oder kleinen Elektrofahrzeugen im unmittelbaren Umkreis organisiert werden. So können Dienstleister drohende Fahrverbote in Städten umgehen und ein grünes Image aufbauen.
Auch UPS testet den Mehrwert der lokalen Hubs, ebenfalls in Hamburg. Seit 2015 hat der Kep-Dienstleister mehrere Paketcontainter in der Innenstadt aufgestellt. Diese werden morgens voll beladen per LKW angeliefert und am Nachmittag leer wieder abgeholt. Vor Ort werden die Pakete zu Fufl mit Sackkarre oder per E‑Lastenrad ausgeliefert. Nach eigenen Angaben spart sich UPS so täglich den Einsatz von bis zu zehn Zustellfahrzeugen (saisonabhängig).
Der Trend zum Mikrodepot ist nicht nur in Hamburg zu erkennen. Erst kürzlich wurden vier Projekte beim Bundeswettbewerb für nachhaltige Logistikkonzepte in Berlin ausgezeichnet. Drei davon stellen das lokale Mikrohub in den Vordergrund.
Im Forschungsprojekt „Intelligente City-Logistik“ in Heidelberg werden beispielsweise Waren an zentralen Umschlagstellen auf E‑Lastenräder umgeladen. Das ebenfalls ausgezeichnete Projekt der TU Nürnberg verfolgt den gleichen Ansatz. Selbst Dachser setzt in Stuttgart auf Mikrodepots. Der Logistikdienstleister liefert keine Pakete, sondern Stückgutsendungen, mit bis zu 250 kg mit elektrifizierten Lastenrädern vom Mikrohub zum Kunden.
Die Liste der Projekte ist lang, die sind Ansätze unterschiedlich. Aber alles dreht sich ums Mikrodepot und die Auslieferung mit etwas anderem als einem dieselbetriebenen Transporter.
Spaß muss sein
Citylogistik-Projekte wie von DPD und UPS haben einen interessanten Nebeneffekt. Sie binden nicht nur Kunden, sondern auch Fachkräfte. „So ein Tripl macht Spaß. Es ist wie Spielzeug für Erwachsene“ sagt DPD-Pressesprecher Peter Rey. Das kann der Fahrer nur bestätigen. Insbesondere die schnelle Beschleunigung gefällt ihm. „Das ist schon ein Blickfang, und Leute wollen Fotos machen“, sagt Aydin. „Ich werde oft darauf angesprochen, auch von Frauen.“
Aydin glaubt, dass das ausgefallene Fortbewegungsmittel den Job des Paketboten durchaus interessanter macht. Er hatte sich freiwillig als Testfahrer gemeldet, als DPD die Elektrodreiräder in Hamburg auf die Straße brachte. Er arbeitet seit fast drei Jahren in der DPD-Niederlassung, wo er seine Schicht in der Sortierung um 3.30 Uhr antritt. Seit Einführung des Tripl fährt er gegen 10 Uhr zusätzlich eine Tour in der Hafencity. Er bekomme so einen ganz neuen Einblick in den Job des Fahrers und lerne alle Seiten des Kep-Dienstes kennen. Das sei schon hilfreich, auch für seine Arbeit im DPD-Depot.
Er bereut die Entscheidung also nicht, zwei sehr unterschiedliche Aufgaben bei DPD zu übernehmen. Auch wenn er sich bei dem kalten Wetter eine Windschutzscheibe für das E‑Mobil wünscht. „Kalt ist mir nicht“, sagt Aydin. „Ich laufe ständig Treppen rauf und runter, das hält warm. Aber der Wind und der Regen sind manchmal unangenehm.“ E‑Lastenräder bieten einen weiteren Vorteil. Zugeparkte Straßen und fehlende Parkplätze sind für die Zusteller kein Problem. Sie müssen nicht in zweiter Reihe stehen, sondern können zwischen geparkten Autos oder am Rande des Gehwegs Halt machen. Das erspart auch dem Fahrer eine Menge Stress. Der Tripl darf mit einem ganz normalen Führerschein der Klasse B gefahren werden. Für das Lastenrad braucht man keine Fahrerlaubnis, was den Pool für Fachkräfte noch weiter öffnet.
Es wird eng
Damit Lastenräder mit und ohne Elektromotor, mit zwei oder mit drei Rädern auf der letzten Meile effizient eingesetzt werden können, brauchen Kep-Dienste Mikrodepots. Womit wir zurück beim Thema wären und voll im Trend. Wenn Mikrohubs doch bei Kommunen und Kep-Dienstleistern gleichermaflen begehrt sind, warum gibt es nicht mehr davon?
Oft mangelt es einfach an Platz. Um das Problem zu umgehen, könnten sich Logistikdienstleister Flächen für lokale Hubs teilen. Das Vorzeigeprojekt ist nach wie vor das Projekt Komodo in Berlin, bei dem DHL, DPD, UPS, GLS und Hermes dasselbe Mikrodepot nutzen. Allerdings hat auch hier jeder seinen eigenen Container. Sich auch Letzteren zu teilen – so eng wollten die Unternehmen dann doch nicht zusammenarbeiten.
In Nürnberg will man Mikrodepots in Bestandsimmobilien integrieren, in Hamburg und München werden tagsüber Verteilercontainer im Quartier geparkt. Oder man nutzt die Tiefgarage und einen Sprinter. DPD-Unternehmenssprecher Rey ist mit der Lösung jedoch nicht glücklich und wünscht sich eine abschließbare Fläche, auf der mehr Sendungen zwischengelagert werden können.