Immer mehr Menschen bestellen online. Doch der Lieferverkehr droht Innenstädte zu verstopfen. Forscher der RWTH Aachen haben dafür eine teilautonome Lösung entwickelt: den Ducktrain.

Die Waggons folgen dem
Bediener
Seinen Namen bekommt das Gefährt, weil sich bis zu vier Waggons beispielsweise an ein Lastenrad ranhängen, das vom Mikrohub zum Zustellgebiet fährt. Hierzu muss der Fahrer nicht besonders heftig in die Pedale treten – die Waggons folgen dem Bediener auf Tritt und Schritt. In Reih und Glied, aber als selbstständige Einheit.
„Tatsächlich haben wir uns etwas von der Bildsprache inspirieren lassen“, erklärt Kai Kreisköther, Geschäftsführer der Droiddrive GmbH und einer der Erfinder des Ducktrains. „Wir haben kleine Fahrzeuge, die eine Kolonne bilden und einander folgen. Eben wie die Babyenten ihrer Mutter folgen.“
Im Zustellgebiet angekommen trennen sich die „Entchen“ vom Führungsfahrzeug und hängen sich an den zuständigen Zusteller. Der kann die Pakete zu Fuß zustellen, denn auch ihm oder ihr folgt der beladene Waggon entlang der Zustellroute.
Klein, aber viel Ladevolumen
Nutzlast kann ein Ducktrain transportieren.
Quelle: Droiddrive
Es braucht ein kleines Fahrzeug
Es war klar: Für die letzten Meter der Zustellung brauchen Kep-Dienste ein kleines Fahrzeug. Für den Weg vom letzten Depot in die Stadt muss das Ladevolumen möglichst groß sein, damit Dienstleister effizient unterwegs sein können. Die Lösung: Einzelne Waggons, die bei der Fahrt in die Stadt per Sensorik miteinander gekoppelt werden und dann in das jeweilige Zustellgebiet fahren.
Der Ducktrain könnte ein weiteres Problem der Citylogistik lösen – nämlich das der fehlenden Standorte für Mikodepots. Von dort können Pakete auch mit Lastenrädern oder zu Fuß zugestellt werden. Kreisköther betont aber, dass es für viele Anbieter schwierig ist, einen Standort in zentraler Lage zu ergattern. Denn viele Städte sind in dieser Hinsicht nicht sehr kooperativ. Mit dem Ducktrain könnte das Depot auch vor den Toren der Stadt liegen und die Zustellung trotzdem zu Fuß stattfinden.
auch für andere Bereiche
Zudem ist die Lösung nicht nur für die Kep-Branche interessant. Auch die Speditionsbranche könnte profitieren und den Ducktrain für die Zustellung nutzen. Beispielsweise in Wohngebieten, in denen keine Lieferwagen oder LKW erlaubt sind.
Die „Ducks“ fahren mit Strom und sind somit leise. Sie bieten Platz für eine Europalette und haben eine Nutzlast von 300 kg. Das Transportvolumen eines Ducktrains liegt je nach Anzahl der Fahrzeuge bei 2 bis 8 m³. Wem die Waggons folgen müssen, erkennen sie über einen 2DLaserscanner. Angedacht sind aber auch eine Stereokamera und Bilderkennungssoftware sowie eine Gestensteuerung. Dann können die einzelnen Waggons nicht nur stur dem Bediener folgen, sondern auch Hindernissen, wie beispielsweise Seitenspiegeln, eigenständig ausweichen.
Der Ducktrain ist auf eine Geschwindigkeit von 25 bis 30 km/h ausgelegt. Zwar könnte das Gefährt laut Kreisköther auch schneller unterwegs sein, das sei aber nicht angestrebt. Denn auch mit 25 km/h könne man die Strecke vom Depot bis in die Stadt gut und in einer kurzen Zeit zurücklegen.
Pilottests noch in diesem Jahr
Geschwindigkeit kann der
Ducktrain fahren.
Quelle: Droiddrive
Bis 2025 autonom
Bis 2025 soll der Ducktrain vollautomatisch unterwegs sein – also auch ohne Führungsfahrzeug. Die ersten Pilottests sind noch für dieses Jahr zusammen mit dem Medienhaus in Aachen geplant. Auch in Hamburg und Berlin soll das Konzept noch 2020 erprobt werden. Im kommenden Jahr soll der Ducktrain bereits in Kleinserie produziert und in den „seriennahen Einsatz mit ausgewählten Kunden“ geschickt werden, sagt Kreisköther.
Die Ducks will Droiddrive übrigens nicht an Kunden verkaufen, sondern vermieten. „Wir denken über eine Performance-basierte Bezahlung nach“, sagt Kreisköther. Das könnte beispielsweise die Nutzung pro Minute aber auch die Nutzung pro zugestelltem Paket sein, sagt er. Denn, so Kreisköther, man sehe sich in der Pflicht, auch die Fahrzeuge weiterzuentwickeln, die bereits im Feld sind. Das könne sowohl die Software als auch die Hardware betreffen.