
Strengere Umweltvorschriften verlangen nach alternativen Zustellkonzepten. Elektrofahrzeuge kommen dabei verstärkt zum Einsatz – aber auch multimodale Lösungen mit Zustellern, die zu Fuß an den Autos vorbeiziehen.
Möglich ist diese maximale Entfernung nicht ausschließlich im Elektrobetrieb, räumt Hofmann ein, der LEVC seit Februar 2019 leitet. Angetrieben wird das Fahrzeug über eine Lithium-Ionen-Batterie an der Hinterachse. Im reinen Elektrobetrieb schafft das Fahrzeug nur 130 km und hinkt in diesem Punkt der Konkurrenz hinterher. Zusätzlich hat es einen kleinen Verbrennungsmotor, der auf längeren Strecken die Batterie aufladen kann. Diesen sogenannten „Range Extender“ testet LEVC seit eineinhalb Jahren erfolgreich in den Taxis.
Ein Van für in und
vor der Stadt
Die Zustellbranche steckt in einer Zwickmühle. Die „Amazonisierung“ des Handels mit einer rasant wachsenden Bedeutung von Onlinebestellungen beschert den Lieferdiensten und Van-Herstellern rasches Wachstum. Beispiel Großbritannien: Dort sind heute nach Angaben des Automobilverbandes SMMT 4,6 Mio. Lieferwagen unterwegs, 59 Prozent mehr als im Jahr 2000 – ein fast doppelt so starkes Wachstum wie bei Personenwagen. Immer noch wächst der Onlinehandel allein im Hotspot London mit Raten von zuletzt 12,5 Prozent im Jahr.
Gleichzeitig werden aber wegen des Klimawandels die Abgasvorschriften immer weiter verschärft. Auch verstopften Straßen begegnen Metropolen mit strikteren Regeln. London hat 2003 eine Stauabgabe in der Innenstadt eingeführt. Anfang April ist eine Emissionszulage von umgerechnet 14 EUR am Tag für viele Benziner- und fast alle Diesel-Typen dazugekommen. Lastkraftwagen zahlen täglich sogar 112 EUR für die Zufahrt zur Innenstadt.
Experten sind sich einig: Abgasverringerung durch Elektrifizierung ist ein wichtiger Schritt, genügt aber auf Dauer nicht. Eine wichtige Rolle bei der Lenkung und Reduzierung von Verkehr spielt die Regulierung. Transport for London (TfL), die Behörde, die für sämtlichen Verkehr in der Metropole im Großraum zuständig ist, sei ein gutes Beispiel, sagt Agustín Martín, Chef von Toyota Connected in Europa, einer Tochter des japanischen Autokonzerns. Die Stadt verfolge eine langfristige Verkehrsstrategie, die über politische Zyklen hinausgehe. „Da wurde mir direkt gesagt: ‚Wenn Sie hier sind, um mehr Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, können Sie wieder gehen‘.“



Neue
Ansätze
Die Software hilft beim der Sortieren der Sendungen und der Routenplanung. Die Pakete werden in großen Taschen mit Rollen verstaut, welche die Zusteller beim Treffen mit dem Lieferfahrzeug in Empfang nehmen. Übergroße und schwere Pakete liefert der Fahrer direkt aus.
„Diese Gruppe hat die Arbeit erledigt, für die sonst vier bis fünf Vans nötig sind“, sagt Thompson. „Und das können wir wahrscheinlich sogar noch besser machen.“ Die Software werde jetzt weiterentwickelt, um auch Fahrräder und Elektroroller einzubeziehen. Eines Tages könnten auch Drohnen oder selbstfahrende Fahrzeuge dazukommen.
Die Zustellung zu zentralen Abholpunkten, in Supermärkten, Zeitschriftenläden oder an Schließfächern ist ein weiteres Modell, um Lieferfahrten zu reduzieren. TfL versucht gezielt, Verbraucher und Händler von den Vorteilen von „Click and Collect“-Lösungen zu überzeugen und wird selbst Flächen für Packstationen bereitstellen, etwa in U‑Bahn-Stationen. Trotzdem entscheiden sich 88 Prozent der Verbraucher weiterhin für eine Lieferung nach Hause, sagt Tim Robinson, Chef des Packstation-Anbieters Doddle.
Die Supermarktkette Sainsbury’s und der Möbelhändler Ikea experimentieren in der britischen Hauptstadt derweil mit elektrischen Lastfahrrädern, um die Kosten der Ultra Low Emission Zone zu umgehen. Krankenhäuser in der Innenstadt nutzen Fahrräder mit Kühlfunktion für den Transport von Blut- und Gewebeproben in die ausgelagerte Pathologie. DPD stellt seine Zulieferung in der Londoner Innenstadt komplett auf kleine Elektrofahrzeuge um. Acht Mikrodepots entstehen in der Stadt, die ersten sind seit vergangenem Herbst in Betrieb.
Einige dieser Alternativen bieten Vorteile über die Umwelteffekte hinaus. Die Träger, die für den Modellversuch eingestellt wurden, seien mit ihrem Job grundsätzlich sehr zufrieden gewesen, sagt Thompson von Ford. „Und sie können ganz anders mit Stoßzeiten umgehen. Dem Stress eines Fahrers im Stau sind sie nicht ausgesetzt.“ Schließlich marschieren sie an den stehenden Autos einfach vorbei